Die kleine Fee
Zusammenfassung
Tauche ein in die zauberhafte Welt der Zahnfee, die mehr als nur Geschenke bringt. Erfahre, wie eine unerwartete Begegnung das Leben einer kleinen Fee verändert und wie sie lernt, dass wahre Magie darin besteht, anderen zu helfen. Begleite Ely auf einer Reise voller Überraschungen, Hoffnung und dem Glauben an das Unglaubliche. Die Zahnfee offenbart Geheimnisse, die das Herz berühren und die Welt um uns herum in einem neuen Licht erscheinen lassen. Erlebe die Magie der kleinen Dinge in «Die kleine Fee».
Ganze Geschichte
„Puh, gerade noch geschafft bevor er aufwacht!» schweissgebadet flog die Zahnfee im letzten Moment aus dem offenen Zimmerfenster. Eine Sekunde später öffnet der Junge seine Augen, wühlt sich aus dem Bett und hebt erwartungsvoll sein Kopfkissen hoch. Wie viele andere Jungs und Mädchen hatte er am Tag davor einen Milchzahn verloren und ihn unter sein Kissen gelegt, weil eine alte Tradition besagt, dass es eine sogenannte „Zahnfee» gibt, die Nachts den Zahn holt und stattdessen ein Geschenk unter das Kissen legt…
Kaum hat der Junge unter sein Kissen geguckt, beginnt er enttäuscht zu schreien: „Mama, Mama, das ist das falsche Spiel! Ich wollte doch das Gleiche wie Michael!“
Als die Fee, die sich draussen vor dem Fenster erstmal auf ein Ästchen gesetzt hatte, um wieder zu Atem zu kommen, das enttäuschte Geschrei des Jungen hört, lässt sie deprimiert ihren Kopf hängen. „Meine Arbeit macht überhaupt keinen Spaß mehr. Das ist doch alles völlig sinnlos! Die Kinder haben heute so komplizierte Wünsche und wollen immer merkwürdigere Dinge, und ich bin doch noch so jung und unerfahren. Ich weiss einfach nicht, wo ich das alles herkriegen soll. Egal, was ich hervorzaubere – nichts ist ihnen gut genug. Und die Zaubersprüche werden auch immer schwieriger.» Müde wischt sich die kleine Fee den Schweiss von ihrer winzigen Stirn. „Und diesmal habe ich auch noch vergessen den Feenstaub zu streuen…
Die kleine Fee ist erschöpft und die Flügel tun ihr weh. Am liebsten würde sie sich sofort in ihr Bett legen, aber das geht ja nicht. Sie sollte noch ein paar besonders knifflige Geschenke für den nächsten Tag herbeizaubern. Seufzend macht sie sich wieder auf den Weg und hebt leise surrend von dem Ästchen ab.
Nach kurzer Zeit fliegt sie in eine feuchte, grosse Wolke. Weil sie so in Gedanken versunken ist und sie durch die vielen kleinen grauen Regentropfen der Wolke nicht besonders gut sehen kann, merkt sie nicht, dass ihr ein schwarzer Rabe entgegen kommt. Erst als der Rabe ihre Schulter mit seinem schweren Flügelschlag streift, wacht sie auf und erschreckt sich fast zu Tode.
Der Beutel mit dem Feenstaub fliegt in hohem Bogen durch die Luft und der gesamte goldglänzende Glimmer wird in alle Richtungen verstreut und bleibt in der Wolke hängen. Die Fee wirbelt es erst durch die Luft und schwebt dann wie ein fallendes Blatt langsam zu Boden. Sie landet auf einem Randstein und bleibt benommen neben einem schwarzen Schachtdeckel liegen.
Als sie langsam wieder zu sich kommt, hört sie aus der Tiefe des Schachtes ein merkwürdiges Grollen und Plätschern.Neugierig kriecht sie an die Öffnung.
Plötzlich rast ein Auto vorbei und der Fahrtwind wirbelt die kleine Fee nochmals durch die Luft. Um eine Haaresbreite wäre sie durch das Loch im Deckel in den tiefen Abgrund der Kanalisation gestürzt. Erschrocken versucht sie, ihre Flügel in Bewegung zu bringen, um schnellstens wieder von der gefährlichen Straße zu verschwinden. Aber es geht nicht. Einer ihrer Flügel tut so weh, dass sie ihn nicht bewegen kann. Verzweifelt fängt die kleine Fee an zu weinen.
Genau in diesem Moment kommt ein kleines Mädchen vorbei.
In knallroten Gummistiefeln hüpft sie von einer Strassenpfütze in die Nächste. Als sie zur Abwechslung gerade ein bisschen auf dem Randstein entlang balanciert, hört sie auf einmal ein leises Wimmern. So leise, dass es wirklich kaum zu hören ist.
Verwundert bleibt das Mädchen stehen und lauscht, aus welcher Richtung dieses merkwürdige Geräusch wohl kommt. Da sieht sie plötzlich auf dem Schachtdeckel etwas schimmern. Eine Münze oder ein Ring? Aber eine Münze oder ein Ring würden doch nicht wimmern! Neugierig rennt das Mädchen zum Schacht und entdeckt dort verwundert, dass es eine winzige Fee ist, die da so schimmert.
„Hallo! Bissssst du aus einem Märchenbuch gefaaaaallen?» fragt das Mädchen die Fee. „Nein aus einer Wolke» antwortet diese schluchzend und hält sich dann plötzlich erschreckt die Hand vor den winzigen Mund. „Um Himmels Willen, ich spreche ja gerade mit einem Menschen», merkt die Fee in diesem Moment entsetzt, dabei dürfen Menschen mich doch auf keinen Fall sehen. Unter gar keinen Umständen – auf gar keinen Fall! Hektisch tastet die Fee nach ihrem Beutel mit dem Feenstaub. Da fällt ihr ein, dass sie diesen ja bei dem Unfall mit dem Raben verloren hat. Was für ein Pech aber auch! Mühsam kämpft sich die Fee auf die Beine. Ihr rechter Flügel hängt schlaff und geknickt herunter. Trotzdem versucht die Fee lozufliegen und schlägt verzweifelt den gesunden Flügel hin und her. Das führt natürlich zu gar nichts, ausser dass sie sich permanent im Kreis dreht. Nach kurzer Zeit wird ihr von dem ganzen Gekreisel schwindelig, sie stolpert über einen Stein, fällt hin und bleibt reglos liegen.
Das Mädchen, dass die ganze Aktion verwundert beobachtet hat, nähert sich jetzt der am Boden liegenden Fee. „Du bisssst ja verletzssst», lispelt das Mädchen. Ärgerlicherweise lispelt sie nämlich, weil sie vorne eine grosse Zahnlücke hat, seit sie drei ihrer Milchzähne verloren hat. Erstaunt guckt das Mädchen das seltsame kleine Wesen mit grossen Augen mitleidig an. „Du armessss, kleinessss Ding! Warte, ich werde dir helfen!» Die Fee sieht aber so zart und zerbrechlich aus, dass das Mädchen Angst hat, sie einfach so in ihre Hand zu nehmen. Suchend schaut sie sich um und entdeckt schliesslich einen alten Flaschen-Deckel. Mit einem plattgefahrenen Blatt hebt sie die verletzte, kleine Fee vorsichtig hoch, legt sie in den Deckel und trägt sie behutsam nach Hause.
Zuhause angekommen, wärmt das Mädchen erstmal ein bisschen von der Suppe auf, die ihre Mutter jeweils für sie kocht, da sie erst spät von der Arbeit nach Hause kommt.
Einige male versuchte die Retterin vergeblich die kleine Fee mit einem Puppen-Löffelchen zu füttern, aber die Fee lehnt die Suppe müde ab und schläft stattdessen erschöpft ein.
Das Mädchen weiss nicht, was es mit der kleinen Fee tun soll. Ihre Mutter wird erst am Abend von der Arbeit zurück kommen. Ratlos setzt sich das Mädchen auf ihr Bett. Sie möchte der Fee irgendwie helfen, das ist klar. Aber wie?
Plötzlich hat sie eine Idee: „Im Bad liegt doch diese Salbe, mit der mir Mama letzte Woche meine Schramme am Kopf eingerieben hat!» „Notfallsalbe» steht auf der Packung. Das klingt doch gut!
Mit einem Zahnstocher holt sie eine winzige Menge Salbe aus der Tube und tupft es der Fee ganz vorsichtig auf die verletzte Stelle am Flügel. Die kleine Fee seufzt dabei leise. Sie schläft so tief und fest und regungslos, dass das Mädchen schon Angst hatte, sie wäre tot.
Es ist bereits spät am Abend, als die kleine Fee endlich wieder die Augen öffnet.
Verwundert guckt sie sich um. Während sie schlief, hat die Mutter des Mädchens sie nämlich umgebettet. Statt in dem rostigen Flaschendeckel liegt die kleine Fee jetzt in der Schublade einer alten Kaffeemühle. Eine Lage weicher Watte ist ihre Matratze, ein geblümtes Taschentuch ihre Decke. Die Fee liegt wohlig und bequem. Genau genommen ist es das wärmste und gemütlichste Bett, dass sie je hatte.
Dank der Fürsorge, des tiefen Schlafes und der Notfall-Creme geht es der kleinen Fee schon viel besser. Dankbar lächelt sie das kleine Mädchen an, das die ganze Zeit an ihrem winzigen Bettchen gewacht hat.
„Hallo! Endlich bisssszt du aufgewacht», begrüsst das kleine Mädchen sie freudig, „ich heissse übrigenssssz Ely – und wer bist du?» Die Fee überlegt kurz, ob sie verraten darf, wer sie ist. Dann aber denkt sie, dass das kleine Mädchen sie schliesslich gerettet hat und jetzt ein Recht darauf besitzt, zu erfahren, wer sie wirklich ist. „Ich bin die Zahnfee», sagt sie mutig.
Dann erzählt sie Ely von ihrer Arbeit und von den vielen Kindern, die ihre Milchzähne verlieren, sie abends unter ihr Kopfkissen legen und am nächsten Morgen ein Geschenk darunter finden. „Ein Geschenk für einen aussssgefallenen Zahn?» unterbricht Ely sie. „Aber ich habe doch auch schon drei Zähne verloren – und bei mir lag nie etwassssz unter meinem Kopfkissssszen!» „Nicht eines?» fragt die Fee erstaunt. „ Glaubst du denn nicht an uns?»
Bevor Ely antworten kann, kommt die Mutter plötzlich dazu, die das Gespräch mitgehört hatte. „Äh…, ich wusste nicht, dass..», räuspert sich die Mutter und gibt dann zu, dass sie wegen der ganzen Alltagssorgen vergessen hat, ihrer Tochter von dem Feenzauber zu erzählen. Die kleine Fee ist sehr verblüfft. „Aber jetzt habt ihr ja wohl keinen Zweifel mehr, dass es mich gibt», sagt sie dann lächelnd. „Schliesslich seid ihr beiden die ersten Menschen, die jemals eine Zahnfee gesehen haben! So etwas ist in der gesamten Geschichte der Zahnfeen noch niemals vorgekommen!“
Ein paar Tage später fühlt sich die kleine Fee wieder vollständig gesund.
Vorsichtig bewegt sie den geheilten Flügel. Dann probiert sie, zu fliegen und siehe da – es geht. Jauchzend vor Freude dreht die Zahnfee in Elys Zimmer die ersten Kreise, als vor dem Fenster auf einmal ein heftiges Flügelschlagen zu hören ist.
Erschreckt guckt die kleine Fee zum Fenster und entdeckt eine weisse Taube, die unruhig auf dem Fenstersims hin und her tippelt. Mit aufgeplusterter Brust gurrt sie dabei ununterbrochen vor sich hin. Ely beobachtet, dass die kleine Fee der Taube aufmerksam zuhört und dabei immer nervöser mit ihren winzigen Flügeln schlägt.
Plötzlich guckt die kleine Fee sich zu Ely um, lächelt sie dankbar an, zwinkert ihr einmal kurz zu, verzehnfacht dann ihren Flügelschlag und schiesst wie ein Blitz aus dem Fenster. Und weg ist sie.
Mit offenem Mund bleibt Ely vor dem Fenster stehen und versucht die kleine Fee noch irgendwo zu erkennen. Aber keine Chance. Gesunde Zahnfeen fliegen mit einer Geschwindigkeit, die schneller ist, als der Schall.
Was Ely nicht weiss, ist, dass die Taube die kleine Fee an das grosse Zahnfeentreffen im Regenwald erinnert hat. Das hatte die kleine Fee nämlich ganz vergessen – und deshalb ist sie so schnell wie möglich aus Elys Zimmer geflogen, um noch rechtzeitig zu kommen. Für Abschiedsworte oder Erklärungen war da leider keine Zeit mehr.
Im Regenwald beginnen gerade die Anfangs-Zeremonien, als die kleine Fee atemlos einfliegt. „Gerade noch rechtzeitig», pustet sie erleichtert aus. Der Vollmond scheint, die Nacht ist kühl und auf den tau-benetzten Farnblättern, in den bunten Blütenkelchen und auf dem weichen Waldmoos sitzen tausende von Feen. Überall sirrt und surrt und schimmert es. Ein Platzanweiser-Glühwürmchen zeigt der kleinen Fee ihren Sitz. Die Feen murmeln und reden aufgeregt durcheinander, bis plötzlich ein lautes Raunen hörte und die werden Feen werden mucksmäuschenstill. Die Zeremonie beginnt. Zuerst kommen drei ausländische Feen ans Rednerpult und berichten von den Bräuchen in ihrer Heimat. Eine holländische Fee erzählt, dass die Kinder ihren Zahn dort statt unters Kopfkissen in ein Wasserglas legen und dort am nächsten Morgen eine Münze anstelle des Zahns finden. Eine Fee aus dem fernen Ägypten verrät, dass die Kinder dort ihre Zähne in die Sonne werfen und sich dabei wünschen, dass ihre neuen Zähne möglichst schön und gesund werden. „Und wir helfen, dass dieser Wunsch in Erfüllung geht», lächelt die ägyptische Fee verschmitzt.
„Bei uns werden die Zähne in der Erde vergraben», erzählt eine Fee aus Polen, „als Symbol dafür, dass daraus etwas Neues entsteht. Wie Blumensamen, die man in die Erde setzt, damit daraus eine Blume wachsen kann!“
(Vorleser:in fragt die Kinder, wie es bei ihnen vor sich geht und welchen Brauch sie kennen)
Nach einer kurzen Pause und einem grossen Buffet mit frischen, farbigen Pollen und leckerem Nektar, wird die kleine Fee plötzlich aufgefordert, doch mal von ihrer Arbeit zu berichten. Die kleine Fee kriegt einen Riesen-Schreck.
„Was soll ich denn jetzt bloss sagen? Mir passiert doch ein Missgeschick nach dem anderen – denkt sie. Mit klopfendem Herzen steht sie auf, stolpert verlegen nach vorne und beginnt mit zitternder Stimme von ihrem Unfall mit dem Raben zu erzählen und davon, dass sie ihr Feenstaub-Beutelchen verloren hat und dass sie deshalb von zwei Menschen, nämlich Ely und ihrer Mutter, gesehen worden ist.
Ein Murmeln geht durch die Menge. Einige Feen runzeln die Stirn, andere nicken verständnisvoll. Schliesslich ergreift eine kleine, blauschimmernde Fee das Wort: „Du wolltest viel zu viel auf einmal tun und hast dich von den masslosen Wünschen der Kinder unter Druck setzen lassen. Vor lauter Eifer hast du vergessen, dass die Geschenke doch eigentlich gar nicht unsere Aufgabe sind!
Unsere Aufgabe ist doch ausdrücklich, den Kindern den Verlust und den Schmerz über ihren verlorenen Zahn zu erleichtern und dafür zu sorgen, ihren Wunsch nach neuen, schönen Zähnen erfüllt werden. Mehr nicht! Aber auch nicht weniger! Die anderen Zahnfeen applaudieren zustimmend und die blauschimmernde Fee setzt sich wieder.
„Puh!»- der kleinen Fee fällt ein Stein vom Herzen! Erleichtert, daß niemand böse auf sie ist, sondern dass die anderen Feen sie gut verstehen, bedankt sich die kleine Fee über das Mikrophon am Rednerpult bei der blauschimmernden Fee für ihre aufmunternden Worte. Als sie gerade wieder zurück zu ihrem Platz gehen will, hält sie eine ganz in rosa gekleidete Fee zart am Arm fest und überreicht ihr lächelnd einen neuen Feenstaub-Beutel, der noch viel schöner ist, als der Alte es war. Überglücklich umarmt die kleine Fee die andere und schwebt dann surrend auf ihren Platz zurück.
Nachdem noch ein paar neue, junge Feen vorgestellt werden, die demnächst ihre Arbeit aufnehmen werden, ist die Veranstaltung beendet und jede der Feen macht sich auf den Rückweg in ihr Land.
Die kleine Fee jedoch fliegt noch einen kleinen Umweg und landet wenig später surrend auf dem Fenstersims des kleinen Mädchens, welches sie gerettet hat. Es ist bereits dunkel und in Ely’s Zimmer leuchtet nur noch die kleine Nachttischlampe, die neben Ely’s Bett steht. Die Fee drückt ihre winzige Nase an die Scheibe und späht ins Zimmer.
Ely liegt bereits in ihrem Bett und wird gerade von ihrer Mutter zugedeckt. Die Mutter gibt ihr einen Gute-Nacht-Kuss, löscht das Licht und macht beim Hinaus gehen das Fenster einen Spalt weit auf, damit Ely auch genug frische Luft kriegt.
Als Ely eingeschlafen ist, schwebt die kleine Fee lautlos durch den Fensterspalt herein, streut den Feenstaub über Elys schlafendes Gesicht und zaubert eine Überraschung unter ihr Kissen. Dann dreht sie sich ein letztes Mal um und verschwindet wie ein goldschimmernder Nachtfalter in die Dunkelheit.
Am nächsten Morgen wird Ely sanft von ihrer Mutter geweckt: „Hast du gut geschlafen, meine Süsse?» „Ja, Mama! Ich habe von der Fee geträumt. Leider war das nur ein Traum. Meinst du, ich werde sie jemals wiedersehen?» Ely sieht ihre Mutter traurig an, als sie sie das fragt. „Ich weiss es nicht, Ely», antwortet die Mutter und streicht ihr über den Kopf. „Am besten ziehst du dich jetzt erstmal an und machst dich fertig für die Schule!* Ely nickt und schlurft ins Badezimmer, stellt sich vor den Spiegel und will gerade anfangen, sich die Zähne zu putzen, als sie etwas entdeckt und daraufhin den Mund zu einem breiten Grinsen verzieht. „Mama, guck› mal, meine neuen Zähne kommen!»
Vor Freude vor dem Spiegel auf und ab hüpfend zeigt Ely auf die winzigen neuen weißen Zahnspitzen, die sich in ihrer Zahnlücke zeigen. „Juhu, bald lispele ich nicht mehr und muss mich auch nicht mehr wegen der Zahnlücke schämen! Ist das nicht toll? Ich hatte solche Angst, dass keine neuen Zähne nachwachsen würden!» Die Mutter umarmt Ely freudig. Und dann erklärt sie ihr, dass man manchmal erst etwas Altes loslassen muss, damit Platz für etwas Neues da ist.
»Muss das denn immer so weh tun?» fragt Ely. «Nein, du verrücktes Persönchen lacht die Mutter, „manchmal ist man auch heilfroh, wenn man etwas Ungutes endlich verabschieden kann. Das tut dann überhaupt nicht weh! Aber genug jetzt, meine Süsse. Es ist schon viel zu spät! Mach› schnell dein Bett und dann ab in die Schule!» Ely gehorcht und hebt ihr Kissen hoch, um es ordentlich aufzuschütteln. Da entdeckt sie plötzlich ein silbernes Zahndöschen mit einem kleinen Krönchen drauf. Vor Freude strahlend hebt sie es hoch und nachdem sie es ausgiebig bestaunt hat, läuft sie damit zu der verbeulten Blechkiste, in der sie ihre Milchzähne aufbewahrt hat. Sie hebt den Deckel und traut ihren Augen kaum: Die Zähne sind verschwunden!
„Also war sie doch da», denkt Ely und grinst noch, als sie schon längst an ihrem Schulpult sitzt.
Und die Moral von der Geschicht: Zahnfeen gibt’s wirklich – oder nicht?
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